Ende August wurde Horst Wilke von seinen Werkstattkollegen in den Ruhestand verabschiedet. Zuvor fand bereits die offizielle Verabschiedung durch die Personalabteilung statt. Seinen Berufsweg begann Horst Wilke 1972 mit der Ausbildung zum Starkstromelektriker bei Wiltmann. Dreieinhalb Jahre dauerte es damals, bis das Abschlusszeugnis in der Tasche war. Mit Wilke endete die Ausbildung von Elektrikern bei der Firma Wiltmann zunächst. Erst im Jahr 2018 wurde dieser Ausbildungsgang erneut angeboten. Lukas Mai war nach 45 Jahren der erste Auszubildende, der wieder eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik, so lautet inzwischen die Bezeichnung, begann. An seinem letzten Arbeitstag überreichte Horst Wilke deshalb seine lederne Werkstatttasche, die ihn 50 Jahre lang zur Arbeit begleitet hat, symbolisch an Lukas Mai. „Ein Geschenk vom letzten an den ersten Azubi. So schließt sich der Kreis“, schmunzelt Wilke.
Nach der Ausbildung arbeitete er zunächst in der Werkstatt im Bereich Instandhaltung und Reparaturen. Parallel engagierte er sich im Betriebsrat und übernahm schließlich den Posten des Betriebsratsvorsitzenden. Insgesamt acht Jahre setzte er sich mit viel Herzblut für die Interessen der Mitarbeiter ein. Auch nach Weitergabe dieses Amtes blieb er, der immer schon einen guten Draht zur Belegschaft hatte und die Überzeugung, den Kollegen zu helfen, ebendiesen als Ansprechpartner verbunden. Ab 2012 kümmerte er sich als Mitarbeiter des sozialen Dienstes hauptberuflich um soziale Belange und gesundheitserhaltende Maßnahmen rund um das Unternehmen. Für die kleinen und großen Sorgen der Mitarbeitenden hatte er stets ein offenes Ohr – unabhängig davon, ob es sich um berufliche oder private Probleme handelte. So gehörte die Beratung in Fragen zur Arbeitszeitgestaltung ebenso zu seinen Aufgaben wie die schnelle unbürokratische Unterstützung in schwierigen familiären Situationen oder die Begleitung zu Beratungsterminen im Falle von Suchterkrankungen oder Schuldenproblemen. Eine Position, die neben viel Empathie auch viel Fingerspitzengefühl erforderte, und die er bis September mit Leben füllte. Daneben blieb er all die Jahre auch seinen Kollegen in der Werkstatt verbunden und übernahm weiterhin Bereitschaftsdienste.
Für den neuen Lebensabschnitt freut sich der Hobby-Landwirt auf viel Zeit für die Familie. Auch seiner Leidenschaft, dem Reisen, möchte Horst Wilke sich zukünftig verstärkt widmen. Zudem wird er demnächst Touristen und interessierte Einheimische durch Versmold führen – vor kurzem hat er eine Ausbildung zum Stadtführer begonnen.
Und hin und wieder wird er auch noch den gewohnten Weg zu uns nach Peckeloh antreten, um die Urlaubsvertretung für den Fahrdienst zu übernehmen oder Besuchergruppen durch die Gläserne Produktion zu führen. Nach 50 Jahren bei Wiltmann hat er auf jeden Fall viel zu erzählen.